Your Money Or Your Life

Bei diesem Buch “Your Money or Your Life - 9 Steps to Transforming Your Relationship with Money and Achieving Financial Independence” (auf deutsch: Mehr Geld für mehr Leben: Wie Sie in neun Schritten Ihre Beziehung zum Finanziellen ändern - und früher in Rente gehen können) handelt es sich nicht um trockene Theorie. Joe Dominguez und Vicki Robin bringen zusammen mehr als 50 Jahre Erfahrung ein und leben nach den im Buch vorgestellten Prinzipien. Joe war bereits mit einunddreißig Jahren finanziell unabhängig und beendete seine Wall Street Karriere.

Es begann zunächst alles in kleinen Diskussionsgruppen, bis sie erkannten, dass noch viel mehr Menschen die gleichen Wünsche und Ziele haben. 1984 hat Vicki (und andere) die “New Road Map Foundation” gegründet, eine non-profit Organisation mit dem Ziel, die Erfahrungen mit anderen zu teilen. Leider verstarb Joe im Jahr 1997 an einem Lymphom; seit dem führt Vicki die Organisation weiter.

Früher hieß es, arbeiten um zu leben. Heute ist es eher umgekehrt: Wir leben nur noch für die Arbeit. Weit mehr als 40 Stunden in der Woche verbringen wir entweder direkt oder indirekt mit der Arbeit; denn es müssen auch die Anfahrtswege, das Vorbereiten, das Nachdenken über die Arbeit außerhalb der Arbeitszeit etc. mit eingerechnet werden. Abends und am Wochenende flüchten wir uns dann in Unterhaltungsprogramme oder müssen Urlaub nehmen um uns von der Arbeit zu «erholen».

Zu all dem kostet die Arbeit auch Geld: Anreisekosten, eventuell spezielle Kleidung, teures Essen in der Mittagspause, Urlaube zur Erholung oder Statussymbole wie Auto oder Haus um die wichtige «Position» vor den Nachbarn zu rechtfertigen. Ein Teufelskreis.

We aren't making a living, we're making a dying.
S. 3

Das Buch beschreibt eine zeitlose Herangehensweise an das Thema finanzielle Unabhängigkeit.

Es wird ein 9-Schritt Plan vorgestellt, der in jedem Umfeld funktioniert; sei es Inflation, Deflation, Bullenmarkt oder Bärenmarkt. Der Plan ist ein Framework zur Vereinfachung. Es geht um die Bildung eines dringend notwendigen, gesunden Verhältnisses zur materiellen Welt (Nachhaltigkeit), indem man sich die Frage stellt:

Wieviel ist genug?

Es gibt keinen erwiesenen Zusammenhang zwischen der Höhe des Einkommens und der Zufriedenheit des Menschen. Bei Fragen wie “Wieviel Geld wäre nötig, damit Sie glücklicher sind?”, ist fast immer die Antwort: “Mehr als ich jetzt habe.”. Wir haben das Gefühl, dass uns «mehr» glücklicher macht. Dabei haben wir das Gespür dafür verloren, wieviel genug ist.1

If more is better, then what I have is not enough. Even when I do get the more I was convinced would make life better, however, I am still operating out of the belief that more is better - so the more I now have still isn't enough.
S. 13

Dieses Denkmuster und der grenzenlose Konsum geht nicht nur auf Kosten der Umwelt, sondern in letzter Instanz auch auf Kosten von uns selbst. Nahrung, Wasser, Erde, Luft etc. sind nicht in unbegrenzter Menge vorhanden und der gedankenlose Verbrauch führt früher oder später unweigerlich zur Katastrophe.

Warum ändern wir uns also nicht, wenn das Ende doch so absehbar ist? Leider reagiert der menschliche Verstand nur auf unmittelbare Gefahren und auf Gefahren, die sich sehr langsam aufbauen, reagiert er nahezu überhaupt nicht. Wir nehmen diese Gefahren praktisch gar nicht als Bedrohung wahr, weil sie uns erst zukünftig betreffen werden (z.B. Klimawandel).

Was können wir also machen? Veränderung ist diesmal nicht genug. Veränderung ordnet bereits Vorhandenes nur anders an. Was nötig ist, ist eine Transformation. Ein neues Denken, eine neue Herangehensweise an das Problem (S. 20). Der 9-Schritt Plan bringt diese neue Sichtweise.


Zusammenhang von Konsum und “Erfüllung”

Im Laufe unseres Lebens eignen wir uns bestimmte Denkmuster an und wiederholen diese. Wie wir in bestimmten Situationen reagieren, hängt von diesen Mustern ab. Viele der Muster werden bereits in den ersten Jahren nach der Geburt ausgebildet, andere sind genetisch, andere wiederum werden durch persönliche Erfahrungen geprägt. Allen gemeinsam ist aber: sind sie erst einmal ausgebildet, ist es sehr schwer, diese später zu verändern. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Denkmuster überhaupt mit der Realität übereinstimmen.

Die nachfolgenden Diagramme veranschaulichen den Zusammenhang zwischen Konsum und dem Gefühl der «Erfüllung». Zu Beginn gibt es tatsächlich einen positiven Zusammenhang zwischen Dingen die man besitzt und der damit verbundenen Zufriedenheit. Vor allem in jener Phase, in der die Grundbedürfnisse gedeckt werden müssen. Im Kindesalter waren dies vor allem Wärme, Nahrung oder ein Zuhause.

Wenn wir damals unzufrieden waren oder uns etwas gefehlt hat, haben wir einfach geschrien und «jemand» kam (von außen) um uns zu helfen, bis wir wieder zufrieden waren. Schon damals haben wir also ein Muster entwickelt, dass die Lösung für unsere Zufriedenheit von «außen» kommen muss.

Nachdem die Grundbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, ein Zuhause) gedeckt sind, will man etwas mehr, man möchte Komfort. Auch hier stellt sich noch ein positiver Zusammenhang ein. Anschaffungen wie Spielsachen oder das erste Rad, machten uns glücklich. Das Muster, das externe Dinge Glück auslösen, wurde weiter verstärkt.

Die ersten beiden Phasen 'Überleben' und 'Komfort' (S. 24 ff.)

Doch der Übergang von dieser Phase zu Luxus geschieht langsam und ist schwer zu erkennen. Ein Auto zum Beispiel, ist auch heute noch in vielen Ländern der Welt, ein unerreichbarer Luxus. In anderen Ländern wiederum, ist es ganz normal zwei oder mehr Autos zu besitzen. Es braucht - mit der Zeit - immer mehr an «Dingen» um den Effekt der Zufriedenheit zu erreichen und gleichzeitig hält dieser Effekt immer weniger lang an. In der vierten Phase erkennt man, wie sich die Kurve wieder nach unten zu neigen beginnt (Maßlosigkeit).

Die Phasen 'Luxus' und 'Maßlosigkeit' (S. 24 ff.)

Der interessanteste Punkt auf der Kurve ist also jener, der das maximale Gefühl an Zufriedenheit liefert (der höchste Punkt auf der Kurve). Dieser Punkt hat einen Namen und ist entscheidend um das Verhältnis zu Geld zu ändern, wir alle kennen ihn, wenden ihn jedoch nur selten an. Der Name des Punktes ist: GENUG

Wir haben genug um zu überleben, genug Komfort und sogar noch etwas Luxus. Wir haben alles was wir brauchen. Alles weitere wäre zu viel.

Der wichtigste Punkt auf der Kurve: GENUG (S. 25 ff.)

Alles was über den Punkt «Genug» hinausgeht, ist einfach nur “Kram” den man nicht braucht. Kram belastet und lenkt ab. Da man ihn nicht braucht, ist ein Loswerden dieses Krams eine Befreiung und keine Einschränkung. Diesen «Genug»-Punkt muss aber jeder für sich selbst festlegen.

Was ist Geld?

Geld hat in unsere Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert. Wenn wir aber über Geld reden, dann reden wir meistens über das, was wir mit Geld alles machen können: verdienen, ausgeben, investieren, sparen, bezahlen, etc.

Aber Geld an sich hat keinen intrinsischen Wert. Es ist auf den ersten Blick nur Papier und Metall. Um zu verstehen, was Geld ist, muss man mehr als nur den materiellen Aspekt in Betracht ziehen. Um sowohl die Details, als auch die großen Zusammenhänge zu verstehen, schlägt Dominguez vor, das Thema Geld aus vier unterschiedlichen Abstraktionsebenen zu betrachten:

Der praktische Aspekt

Der praktische Aspekt umfasst sämtliche Berührungspunkte, die wir mit Geld im Laufe unseres Lebens haben. Dies sind zum Beispiel unser Job, das Gehalt, Einkäufe, Bankkonten, Transaktionen, Hypotheken, Versicherungen, Aktien, Fonds etc. Die meisten Bücher lehren uns, wie wir uns auf dieser Ebene zurechtfinden. Sorgen und Ängste der meisten Menschen, sei es der Job, die Hypothek oder das Aktieninvestment, spielen sich ebenfalls auf dieser Ebene ab. Diese Ebene gehört zum Leben, ist aber nicht die wichtigste. Lösungen für finanzielle Probleme sind auf dieser Ebene nicht möglich. Dazu ist eine Sichtweise aus einer höheren Abstraktionsebene notwendig.

Der psychologische Aspekt

Dies ist der erste nicht-materielle Aspekt von Geld. Was denken wir über Geld, wie stehen wir persönlich zu Geld? Wie wichtig ist Geld für uns? Inwiefern hat unsere Erziehung unsere Beziehung zu Geld geprägt? Man sollte sich mit folgenden Fragen auseinandersetzen:

Bringt Geld Sicherheit?

Nein. Wer Geld hat, versucht sich meist eine emotionale Sicherheit zu kaufen. Man beobachtet, wie Angst, Sorgen oder Einsamkeit durch den Kauf von Bodyguards, Sicherheitsanlagen oder Clubmitgliedschaften etc. kompensiert werden sollen. Geld an sich bietet aber keine Sicherheit. Wenn es so wäre, würde man sich mit einem Geldkoffer in dunklen Seitenstraßen sicher fühlen. (p. 47)

Bringt Geld Macht?

Nein. Einfluss und Macht basiert nicht allein auf Geld. Ein Beispiel dafür wäre Gandhi. In unserem Kulturkreis gibt es jedoch viele Anzeichen für eine Bewegung in Richtung Geld = Macht.

Bringt Geld soziales Ansehen?

Nein. Das möchte man uns aber glauben lassen, damit wir Konsumenten bleiben. Geld haben und Geld ausgeben, um mit dem Nachbarn mitzuhalten, führt nie zum gewünschten Ergebnis.

Ist Geld schlecht?

Nein. Geld an sich ist weder gut noch schlecht. Das, was wir daraus machen, kann gut oder schlecht sein. Moralisch gesehen ist Geld neutral.

Der kulturelle Aspekt

Geld ist eine Erfindung des Menschen und bereits 4000 Jahre alt. Geld ist eine Möglichkeit «Wert» zu speichern und ein Mittel für den Austausch.

So, on the eighth day humans created money as an IOU for goods or services received.
S. 51

Dieses «Wert speichern» und Mittel für den Austausch gilt aber nur in jenen Kulturkreisen, in denen man sich über diese Abmachung einig ist.

Wie wir über Geld denken, ist geprägt durch eine lange Geschichte und hängt stark von der Kultur ab, in der man aufgewachsen ist. Besonders die amerikanische Kultur ist stark von Geld und Wachstum geprägt (s. 51). Es gilt “Wachstum ist gut” und die Wirtschaft kann nur durch Wachstum überleben. Dieser Gedanke hat sich auch auf unser persönliches Verhalten übertragen und daher haben wir das Gefühl, dass 1 Stück von etwas nicht genug ist. Hat man zwei, denkt man über drei nach usw…

Geld muss teuer bezahlt werden

Was Geld ist und wie wir darüber denken, hängt also stark davon ab, in welche Kultur wir hineingeboren sind. An anderen Orten, wären auch die Ansichten über Geld komplett anders. Es steht uns frei, unsere Ansichten zu überdenken.

Ein gemeinsamer Fehler aller Ansichten zum Thema Geld ist jener, dass sie Geld als etwas externes betrachten, als etwas, das wir nicht oder zumindest zu wenig haben. Wir verbinden mit dem Besitz von Geld die Hoffnung auf Glück, Macht, Sicherheit, Akzeptanz, Erfolg, Erfüllung etc. Geld ist der Herr und wir die Sklaven.

Wie lösen wir uns von dieser Sichtweise? Was können wir über Geld sagen, dass wahr ist und das Machtverhältnis zwischen uns und Geld klar beschreibt?

Geld ist etwas, für das wir unsere (begrenzte) Lebensenergie eintauschen.
S. 54

Dieser Satz beschreibt das Ausmaß unseres Verhältnisses zu Geld, eine einfache, aber tiefgreifende Wahrheit. Lebensenergie ist die uns zugewiesene Zeit auf dieser Erde, unser kostbares und zeitlich begrenztes Leben.

Der Vorteil dieser Sichtweise liegt auf der Hand. Der Begriff Lebensenergie ist für uns unmittelbar verständlich, vor allem die begrenzte Menge, die wir davon haben. Das abstrakte Konzept von Geld ist dadurch greifbarer und fordert uns auf, unser Verhältnis zu Geld neu zu überdenken.

Geld hat seinen Preis. Wir kaufen Geld mit unserer Zeit. Wer ca. vierzig Jahre alt ist, hat durchschnittlich noch 329’601 Stunden Lebensenergie übrig. Geht man davon aus, dass wir 50% davon für Schlafen, Essen und andere lebensnotwendige Tätigkeiten brauchen, so bleiben 164’800 Stunden übrig.

Diese Sichtweise soll uns dazu veranlassen, die Prioritäten unserer Handlungen neu zu überdenken. Was ist wirklich wichtig und für was wollen wir die kostbare Ressource «Lebensenergie» einsetzen?

Die Idee der finanziellen Unabhängigkeit ist - nach klassischer Vorstellung - «reich» zu sein. «Reich» kann dabei aber nicht quantifiziert werden. Die Idee entstammt aus der Sichtweise des praktischen Aspektes des Geldes und ist daher eine Sackgasse.

What is «rich»? «Rich» exists only in comparison to something or someone else.s. 57
.., as soon as «rich» becomes available to the likes of us, it will no longer be rich.s. 57

Finanzielle Unabhängigkeit hat man also erreicht, wenn man das Gefühl hat, «genug» zu haben (siehe Bild 3). «Genug» ist quantifizierbar. Jeder entscheidet selbst, wieviel «genug» für ihn ist. Das vorgestellte 9-Schritte-Programm hilft dabei, diesen Punkt zu finden.

Was ist Arbeit?

Warum arbeiten wir? Woher kommt das Konzept von «Arbeit»? Was motiviert uns, jeden morgen früh aufzustehen und zur Arbeit zu fahren um Geld zu verdienen? Fragen, die in Kapitel 7 untersucht werden.

In der vorindustriellen Zeit waren Arbeit und Leben sehr eng miteinander verbunden. Ein Unterschied bzw. eine klare Trennung wurde damals kaum gemacht, alles ging nahtlos ineinander über. Erst ab der industriellen Revolution wurde mehr und mehr zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit unterschieden. Die Arbeitsstunden pro Woche nahmen stetig zu und pendelten sich schließlich bei etwa 40 Stunden pro Woche ein. Der wirtschaftliche Gedanke war, mehr Arbeit bringt mehr wirtschaftlichen Aufschwung und Wachstum. Wirtschaftlicher Aufschwung erzeugt wiederum neue Arbeitsplätze, was mehr Menschen hervorbringt, die sich etwas leisten können und damit mehr Konsumenten. Eine Wachstumsspirale ins Unendliche, die aber ihre Grenzen haben wird.

Der wichtige soziale Bereich außerhalb der Arbeit verkümmert immer mehr. Die meisten Lebensfragen wurden früher in der Familie, der Gemeinschaft oder in der Religion versucht zu beantworten. Heute werden diese Bereiche durch die Arbeit ersetzt. Wir identifizieren uns mit der Arbeit und suchen dort nach Antworten auf Fragen, die uns beschäftigen: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Warum das alles?

Das Problem erkennt man in der Antwort auf die Frage, die uns früher sicher schon gestellt wurde: “Was möchtest du später einmal werden, wenn du groß bist?” Es geht also darum, was wir später sein wollen und doch beantwortet jeder die Frage mit was er später einmal tun möchte. Wir machen keinen Unterschied mehr zwischen Sein und Tun. Wir definieren uns mit dem, was wir in der Arbeit tun.

Was sind eigentlich Gründe für eine bezahlte Arbeit? (s. 228)

  • … um Geld zu verdienen
  • … um ein Gefühl von Sicherheit zu haben
  • … aus Tradition
  • … für Freude, Stimulation
  • … als Pflicht
  • … als Service
  • … um zu lernen
  • … als Status
  • … für Macht
  • … für persönliches Wachstum
  • … für Erfolg
  • … für Erfüllung
  • … für Struktur im Leben
  • … weil es alle tun

Beim durchsehen der Liste erkennt man zwei Aspekte: der materielle, finanzielle Aspekt und der persönliche Aspekt. Die Frage war aber: Welches sind Gründe einer bezahlten Arbeit nachzugehen? Daraus folgt, dass der einzige Grund, einer bezahlten Arbeit nachzugehen folgender ist: bezahlt zu werden. Alle anderen Gründe sind zwar erstrebenswert, haben aber keine direkte Verbindung zur bezahlten Arbeit. Diese können genauso gut auch in anderen Tätigkeiten gefunden werden.

Was wäre also, wenn wir alle Erwartungen an die Arbeit - außer der Bezahlung - zunächst vergessen und diese Erwartungen in anderen (unbezahlten) Tätigkeiten versuchen zu erfüllen. Dominguez spricht vom “Entscheidenden Bruch der Verbindung von Arbeit und Bezahlung…um so den Zweck von Arbeit neu definieren zu können.” (s. 230 ff.).

Pensionierung hieße dann ja nur, dass die bezahlte Arbeit zu Ende geht, alles andere - was den Großteil unseres Lebens ausmachen sollte - würde unverändert bleiben. Pensionierung ist damit nicht das Ende des Lebens, sondern nur das Ende der bezahlten Arbeit. Lebenszweck sollte bis dahin längst aus anderen Tätigkeitsbereichen geschöpft werden.

Wir müssen weg von der Vorstellung, dass nur bezahlte Arbeit, wirkliche Arbeit ist. Unbezahlte Arbeit hat nur selten den gleichen Stellenwert. Es gibt so viele wichtig Tätigkeiten, die zu wenig Beachtung finden und wegen der subjektiv wichtigeren, bezahlten Arbeit, meist in die Abende und Wochenenden hineingepresst werden: Mutter oder Vater sein, Ehepartner oder Freund sein aber auch die Zeit für sich selbst kommt oft zu kurz.

Neun Schritte zur Unabhängigkeit

Mit der Vergangenheit abschließen

Im ersten Schritt wird aufgelistet, wie viel Geld wir insgesamt in unserem Leben bis heute verdient haben. Die Zahl soll sensibilisieren und uns eine Größenordnung geben, was möglich ist. Anschließend wird noch eine Bilanz der aktuellen Situation erstellt. Alles was man besitzt und alles was man schuldet. Die Differenz ist das aktuelle Nettovermögen und zeigt uns, was von der Summe, die wir zu Anfang ermittelt haben, noch übrig geblieben ist. Um herauszufinden, wieviel genug ist, muss man zuerst wissen, wie viel man hat. (S. 29)

Lebensenergie protokollieren

Es wird der wahre Stundenlohn ermittelt, indem man zusätzlich zur Zeit die man im Büro verbringt, auch alle Zeitaufwände addiert, die indirekt mit der Arbeit verbunden sind. Die Zahl gibt an, wieviel uns 1 Stunde unserer Lebensenergie wert ist. Im zweiten Schritt, wird eine detaillierte Ein- und Ausgabenliste erstellt. Wofür geben wir unser Geld aus? (S. 59)

Monatliche Tabelle

Diese ergibt sich aus den täglichen Aufzeichnungen aller Ein- und Ausgaben. Jeder kann für sich geeignete Kategorien definieren, die zu seinem Lebensstil am besten passen. Alle Ausgaben in jeder Kategorie werden aufsummiert und mittels dem wahren Stundenlohn aus Schritt 2 in Lebensenergie umgerechnet. Dies soll zeigen, wie viel uns die jeweilige Kategorie von unsere begrenzten Lebensenergie abzieht. (S. 82)

Ausgaben hinterfragen

In diesem Schritt, stellt man sich drei Fragen zu jeder Ausgabenkategorie. Schritt vier, ist das Herzstück des 9-Schritte-Programms. Auch wenn man noch keine klare Vorstellungen von seinen Werten oder dem Lebenszweck hat, so wird doch unsere Achtsamkeit, was den Zusammenhang zwischen Ausgaben und Lebensenergie anbelangt, gestärkt. (S. 112)

  • Bekomme ich durch diese Ausgaben ein genügendes Gefühl der Erfüllung und Zufriedenheit? Erfüllt sein und zufrieden sein heißt, genug zu haben. Weniger wäre zu wenig, mehr wäre zu viel.
  • Ist dieser Verbrauch an Lebensenergie mit meinen Werten und meinem Lebenszweck vereinbar? Werte sind Prinzipien und Tugenden, die uns wichtig sind. Basierend auf unseren Werten, treffen wir Entscheidungen (siehe auch The One Thing).
  • Wie würden sich die Ausgaben in der jeweiligen Kategorie ändern, wenn man keiner Arbeit nachgehen müsste?

Visualisierung

Einnahmen und Ausgaben sollten visualisiert werden. Dadurch sieht man auf einen Blick, wie der Trend unserer finanziellen Situation ist. Der Graph soll unmittelbares Feedback unserer Handlungen liefern. (S. 146)

Lebensenergie wertschätzen - Ausgaben minimieren

Befolgt man die Schritte für einige Monate, bekommt man ein Gefühl dafür, für was man wie viel Geld ausgibt. Der Zusammenhang zwischen Ausgaben und Lebensenergie ist inzwischen klar und daher kann man in Schritt sechs, die Ausgaben bewusst reduzieren. Dies bedeutet, dass man versucht, die Ausgaben entsprechend den eigenen Wertvorstellungen anzupassen. Dies kann auch durch Genügsamkeit erreicht werden. Wer genügsam ist, hat ein hohes “Freude zu Besitz”-Verhältnis. Wer 1 Einheit Freude pro Einheit Besitz erhält, ist genügsam. Wer aber 10 Einheiten Besitz benötigt um überhaupt den Ansatz von Freude zu bemerken, ist auf dem falschen Weg. (S. 170)

Lebensenergie wertschätzen - Einnahmen maximieren

Lebensenergie wertschätzen heißt auch, das Verhältnis zwischen investierter Zeit und dem erhaltenen Geld abzuwägen. Oft gibt es Verbesserungspotential oder man bekommt durch das Bewusstmachen einen zusätzlichen Anstoß die Situation zu optimieren. (S. 247)

Kapital und Kreuzungspunkt

Die Differenz zwischen Ausgaben und Einnahmen sind die monatlichen Ersparnisse. Hat man eine gewisse Summe angespart, kann ein Teil davon investiert werden. Das investierte Kapital trägt dann durch die erwirtschaftete Rendite zum monatlichen Einkommen bei. Zu Beginn sind dies natürlich nur sehr kleine Beträge. Dominguez schrieb das Buch in den 90iger Jahren und die Investment-Empfehlungen sind heute leider nicht mehr 1:1 anwendbar. Damals war zum Beispiel der 10-Jahre Zero Coupon Bond bei ca. 6 %, heute sind dies nur noch ca. 2%. (S. 263)

Das Prinzip ist aber klar: Ein Teil der Ersparnisse wird für Notfälle als Cash angespart und der Rest wird investiert. Das investierte Geld arbeitet und soll über einen langen Zeitraum gesehen, Rendite abwerfen.

Zeichnet man die monatlichen Einnahmen, Ausgaben und die monatliche Rendite des investierten Kapitals in ein Diagramm ein, wird ein sehr interessanter Kreuzungspunkt sichtbar:

Finanzielle Unabhängigkeit im Kreuzungspunkt (S. 268 ff.)

Dieser Kreuzungspunkt definiert die finanzielle Unabhängigkeit: Alle Ausgaben, sind durch das Einkommen des investierten Kapitals gedeckt. Man ist nicht mehr von bezahlter Arbeit abhängig. Arbeit, ist ab diesem Zeitpunkt nur noch freiwillig. Bei konstanten Ausgaben und einem prognostizierten Zuwachs des Kapitals, ist dieser Kreuzungspunkt nach einer endlichen Zeitspanne erreicht.

Die ersten sieben Punkte gewährleisten, dass die Einnahmen und Ausgaben bezüglich unserer Vorstellung von “Was ist Genug?” optimiert sind. Die Ausgaben entsprechen daher genau unserem Lebensstil, ohne zusätzliche Einschränkungen!

Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet auch mehr Zeit für das, was einem wirklich wichtig ist:

Being able to reflect on your life while you're living it (instead of in the instant before you die) is one key to fulfillment, however you go about it. When you're working full-time, though, quiet time can seem like just one more thing to do in an already overcrowded schedule.
S. 57

Kapital investieren

Der Cash-Puffer sollte die Ausgaben von ca. sechs Monaten decken. Alles weitere, sollte in eine sichere Anlage investiert werden. Dominguez empfiehlt Staatsanleihen. Schritt 9 ist die Aneignung von Wissen um sein Geld erfolgreich in eine langfristige, sichere Anlage zu investieren. (S. 292)

Siehe auch Unshakeable für die richtige Einstellung zum Investieren.


  1. Siehe auch: Easterlin Papers und Easterlin Paradox ^

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